Junge Polizisten erschossen: Wilderei als Motiv | DiePresse.com

2022-07-23 07:42:12 By : Ms. Maggie Lee

Der Richter verfügt Haftbefehle gegen die zwei Verdächtigen, die im Auto wohl mehrere tote Tiere transportierten, als die jungen Polizisten sie anhielten. Bei einem der Inhaftierten wurde ein regelrechtes Waffenarsenal sichergestellt.

Die beiden Tatverdächtigen im Fall der getöteten Polizisten in Deutschland sollen als Wilderer in die Polizeikontrolle geraten sein. In dem Laderaum ihres Kastenwagens hätten sich zahlreiche getötete Wildtiere befunden haben, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen am Dienstag bei der Pressekonferenz in Kaiserslautern. Diese Tat hätten sie verdecken wollen. Die Ermittler gingen davon aus, dass jeder der beiden festgenommenen Tatverdächtigen Schüsse abgefeuert hat.

Bei den Ermittlungen seien eine Schrotflinte und ein Jagdgewehr sichergestellt worden. Der männliche Beamte sei viermal getroffen worden, teilten die Kriminalisten mit. Nach den tödlichen Schüssen in der Pfalz befinden sich die beiden Verdächtigen in Untersuchungshaft. Ein Richter am Amtsgericht Kaiserslautern habe einen Haftbefehl wegen gemeinschaftlicher Tötung erlassen.

Die beiden Tatverdächtigen waren laut Staatsanwaltschaft nicht rechtskräftig vorbestraft. Der 38-Jährige sei der Polizei aber früher bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen, sagte Kriminaldirektor Frank Gautsche bei der Pressekonferenz. Der 32-Jährige war der Polizei wegen Betrugsdelikten bekannt.

Die Ermittler stellten ein großes Waffenarsenal sicher. Wie vor der Pressekonferenz aus Sicherheitskreisen verlautete, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie einen Schalldämpfer und Munition. Die Ermittler gehen den Angaben zufolge davon aus, dass der festgenommene 38-jährige Tatverdächtige Zugang zu den Waffen hatte. Im Haus des zweiten Tatverdächtigen seien zwei Langwaffen entdeckt worden, hieß es. Der 32-Jährige habe seine Bereitschaft erklärt, auszusagen.

Das deutsche Magazin „Spiegel“ berichtete online, dass der 38-Jährige früher eine Waffenbesitzkarte besessen haben, diese sei ihm aber aberkannt worden. 2017 soll der Verdächtige laut Zeugenaussagen in einem fremden Jagdrevier ein Reh erschossen haben. Es soll auch zu einer Konfrontation zwischen Zeugen und nun Inhaftiertem gekommen sein. Doch das Verfahren wurde laut „Spiegel“ eingestellt.

Montagfrüh waren eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein29 Jahre alter Oberkommissar bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz in der Nähe der Kreisstadt Kusel erschossen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später meldeten sie "Die schießen". Der Polizist soll am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben - ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz. Während die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, nach Polizeiangaben sofort tot war, habe ihr Kollege zunächst noch gelebt. Er sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen.

Am Montagabend folgten die Festnahmen der zwei Männer. der ältere der beiden Verdächtigen habe sich über seine Anwältin bei der Polizei gemeldet und sei vor einem Haus im saarländischen Sulzbach festgenommen worden, berichtete ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag), seine Behörde werde bei der Aufklärung der Tat "seine volle Unterstützung" leisten. "Es ist unbegreiflich, wenn Polizistinnen oder Polizisten bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, die Bevölkerung vor Gefahren zu schützen, zum Angriffsziel werden und ihr Leben verlieren."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Angehörigen der erschossenen Polizisten sein Beileid aus. Was in Kusel passiert sei, bedrücke ihn sehr, schrieb Scholz auf Twitter. Er denke an die vielen Polizistinnen und Polizisten , die jeden Tag ihr Leben riskieren, um Bürger zu schützen, betonte der Kanzler.

Auch Innenpolitiker mehrerer Parteien auf Bundesebene rückten die Risiken des Polizeiberufs in den Fokus. So sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sebastian Hartmann, der "Bild"-Zeitung: "Brutal zeigt sich die Gefährlichkeit des Polizeiberufs. Die Tat ist restlos aufzuklären - auch mit Blick auf den besten Schutz von Polizeibeamten."

Ein Polizeisprecher aus Trier berichtete am Montagabend, bei Protestveranstaltungen gegen die Corona-Maßnahmen hätten einige Teilnehmer den Polizisten kondoliert. Kerzen seien zum Gedenken an die beiden toten Beamten entzündet worden. Auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums Kaiserslautern sagte, es habe bei einigen der Veranstaltungen Solidaritätsbekundungen für die Polizei gegeben.

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